Der zweitgrößte Ort am Lago di Bolsena ist Marta, mit ca. 3 500 Einwohner immerhin fast so groß wie Bolsena. Das hübsche, aber nicht gerade mit Sehenswürdigkeiten gesegnete Fischerdorf liegt am Südufer des Sees in direkter Nachbarschaft zu Capodimonte. Wahrzeichen der Stadt ist ein 21 Meter hoher Turm aus dem 12. Jahrhundert. Aufwändig restauriert befindet er sich im Zentrum der Piazza Castello mitten im Ort und oberhalb des geschäftigen Zentrums.
In den Sommermonaten ist der Turm geöffnet und ermöglicht einen wunderbaren Panoramablick über den See: am Horizont von links nach rechts sehen Sie den Ort Capodimonte als bebaute Halbinsel; rechts davon liegt die Isola Bisentina, gefolgt von Bolsena und der Insel Martana.
Der Turm ist einziges Überbleibsel einer Festung, die einst von Papst Urban IV in Aufrag gegeben wurde und als Rocca di Marta im 8. Jahrhundert urkundlich erwähnt wird. Hier oben befinden sich einige Parkplätze, die Auffahrt ist allerdings sehr steil und schmal. Der Turm trägt den Namen ‚Torre dell’orologio‘ (Turm der Zeit), da er auf der Südseite ein schönes und großes Ziffernblatt trägt; die Uhrzeit wird allerdings stets mit fünf vor zwölf angezeigt. Linkerhand geht es hinab ins ‚alte‘ Dorf mit schmalen Gassen und urigen Plätzchen; am Ende steht man an der Piazza Umberto I, hier befindet sich auch das Rathaus von Marta.
Nach wenigen Schritten ist man am Meer, direkt am See öffnet hier das Tourismusbüro seine Pforten (nur in den Sommermonaten). Nach rechts geht es die schön und grün gestaltete Uferpromenade entlang, in der zweiten Reihe sind einige Ristorante, eine Pizzeria und zwei Bars; im Sommer ist es hier richtig voll! Hinter dem Hafen beginnt der ‚Strandbereich‘ von Bolsena: nach einer Kuppe folgt ein ein Kilometer langer Strand mit schwarzem Sand. Der Strandstreifen ist sehr schmal, vor Jahren wurden alle 20 Meter ein Baum gepflanzt.
Der dunkle Vulkansand schimmert in der Hand grünlich und wärmt sich bei Sonne schnell auf; was im Frühjahr angenehm sein kann, wird im Hochsommer zum Problem; Strandschuhe helfen! Leider verläuft eine Schotterpiste, die auch von Autos benutzt werden darf, direkt hinter dem Strand.
Fahrbahnhindernisse wurden aber so gebaut, dass man max. 20 km/h fahren kann. Im weiteren Verlauf folgen Campingplätze, Restaurants, Cafés und weitere auch begrünte Strandabschnitte; diese gehören dann schon zur Gemeinde Montefiascone. Das Örtchen auf dem Felsen erreicht man über die die Via del Lago.
Wichtigstes sakrales Bauwerk ist die Chiesa Santa Maria del Monte, die alljährlich Mittelpunkt der Barabbata ist; daneben gehört eine Besichtigung der Wallfahrtskirche Santa Maria del Castagno am nördlichen Ortsausgang in Richtung Capodimonte aufs Besichtigungsprogramm; Überreste einer alten Templer-Anlage befinden sich südlich des Ortes an der SP 12 in Richtung Tuscania; zu sehen ist eine Ruine der ehemaligen Templerburg, des Castello Araldo mit Kirche S. Maria delle Grazie.
Die Tourismus-Saison Martas beginnt inmitten des Mai, wenn das Fest ‚La Barabbata‚ jährlich am 14. Mai gefeiert wird; traditionsgemäß findet am darauffolgenden Sonntag die ‚Sagra del Lattarino‘ statt, einem Fest zu Ehren eines kleinen Fischchens, das aus dem See gefischt und anschließend delikat zubereitet wird. Der Ort selbst ist lebhaft, zwei Straßen bilden die Hauptachsen des Ortes und in vorderster Linie sorgt die Promenade für ausreichend Bewegungsspielraum. Im Süden des Ortes ist viel Raum für Boote aller Art; der vor Kurzem neu gebaute ‚Yachthafen‘ füllt sich verlässlich ab Juni/juli, wenn die Italiener hier die Zelte aufschlagen, und leert sich abrupt wieder Ende August; hier ist auch ein großer Parkplatz und ein großes Café mit günstigen Preisen! Überhaupt gibt es kein anderes Land, in dem man so günstig und gut Kaffee trinken kann. Bravissimo! Hinter dem Hafen befindet sich der einzige Abfluss des Sees der Fiume Marta, aber soweit verbaut und mit Wehren gesichert, damit der See möglichst nicht leergeht. Ein großer Supermarkt (Conad) liegt an der Straße nach Tuscania (Via tuscania) am Ortsende; kleinere Alimentari im Ort sind eher die Ausnahme, Bäckereien, Konditoreien (Pastichineria) und Eisdielen (Gelateria) gibt es aber. Der Supermarkt ist gut sortiert, Parkplätze gibt es in ausreichender Zahl.
Die Isola Martana
Leider befindet sich die Insel in Privatbesitz, und kann nicht besucht werden. Der Zutritt ist streng untersagt, bei Missachten folgen entsprechende Anzeigen wegen Landfriedensbruch oder Bußgelder werden verhängt. Die Insel zeigt wenige noch erhaltene Spuren der Besiedlung; eine Grabsäule wird als Relikt der Etrusker interpretiert. In früheren Zeiten wurden die Steinquader der Kirche und des Kastells sogar für Bauten am Festland v.a. in Marta zweckentfremdet; heute befindet sich ein Neubau einer privaten Residenz auf der Insel. Der Legende nach, war sie einst Schauplatz einer der Leiden, die die junge Christine von ihrem Vater ertragen musste. Währende kriegerischer Auseinandersetzungen diente sie häufig ale Rückzugsgebiet der Einwohner Bolsenas, Capodimontes und Martas; die Insel war quasi uneinnehmbar. Der örtliche Tourismus-Verband verscuth seit Längerem den Zugang zu dieser und zur Nachbarinsel Bisenta zu errichen, was die Eigentümer bis heute verweigern. Es wäre ein wichtiger Schritt auch die vor sicvh hindümpelnde Schifffahrt am See wiederzubeleben.; bisher vergeblich!
La Barabbata; 14. Mai
Zentrum des Festes ist die Chiesa Santa Maria del Monte, die an erhöhter Position und leider an der Hauptstraße zwischen Marta und Valenta liegt; beim Überqueren der Straße ist höchste Vorsicht geboten. Am besten nähert man sich der Kirche vom Ort her über die Straße, die auch als Prozessionsweg zu den Ferierlichkeiten dient. Die ganze Zeit hat man beim ‚Aufstieg‘ Teile der Kirche im Blick, insbesondere der ungewöhnliche Straßenschmuck der Hauptfassade. Im Mai ist zudem dieser ‚Prozessionsweg‘ feierlich mit Lichtornamenten und Wappenfahnen geschmückt, nach Einbruch der Dunkelheit besonders schön zu sehen. Oben angekommen, erkennt man erst richtig die Schönheit der Fassadengestaltung, ein Bild aus verschiedenen Früchten der hiesiegen Landwirtschaft; auffällig, da auch sonst unterwegs in vielen (auch) Souvenirläden zu sehen, die weißen Bohnen. Hunderttausende scheinen in dieses Kirchenkunstwerk verbaut worden zu sein, dabei mit Hand fein säuberlich Bohne an Bohne geklebt und mit anderen landwirtschaftlichen Erzeugnissen zu einen Gesamtkunstwerk kombiniert. Diese Bohnen wurden traditionell als ‚zweite Frucht‘ gepflanzt und spät im Herbst geerntet. Heute wird diese Fruchtfolge nur noch vereinzelt durchgeführt, die Erträge sind mangels Wasser unrentabel geworden. Das Fest wurde ursprünglich von den Etruskern als Verehrung für die Göttinnen Maia und Ceres gefeiert. Heute ist es ein Ständefest der handwerklichen Innungen, die um gute Ernte und Fischerträge bitten. Dazu versammlen sich (nur) die Männer der jeweiligen Gruppen bereits am frühen Morgen unten im Ort und prozessieren – mit allerhand landwirtschaftlier Erzeugnisse, darunter richtige Prachtexemplare von Fischen – in Richtung Kirche. Die heilige Messe endet dann mit den Opfergaben, die mit speziellen Ritualen dargereicht werden; auf dem Rückweg werfen die Frauen Blüten und Kräuter aus den Fenstern.
Sagra del Lattarino; Mitte Mai
Mittelpunkt des Festwochenendes im Mai ist der in großen Schwärmen im See vorkommende kleine Fischart ‚Atherina lacustris‚. Fast zwei Tonnen werden jedes Jahr am letzten Mai-Wochenende mit speziellen Netzen aus dem See geholt und in einer Riesenpfanne fritiert. Die Pfanne hat einen Durchmesser von drei Metern und ist damit rekordverdächtig. Vorne am neuen Hafen befindet sich die großzügige Location für dieses in der ganzen Region bekannte Fest. Nahe Marta befindet sich eine Aufzuchtstation, die alljährlich wieder dieselbe Menge an Fische in den See entlässt (!).
Am 29. Juli findet das Fest zur Schutzpatronin Santa Marta statt.
Unterkünfte
Locanda Da Otello Via Laertina 5. 01010 Marta. Tolle Lage, wenn man die Zimmer zum See nimmt. Große Räume und gutes Frühstück, Restaurant mit Terrasse zur Seeseite. www.daotello.com. T 0039 (0)761 871 627. La Baia del Lago Via Garibaldi. 01010 Marta. Best bewertetetes Haus im Ort; ca. 500 m zum See. Sehr freundliches und hilfsbereites Personal; günstig. T 0039 (0)328 8696172. www.labaiadellago.it.
Essen und Trinken
Wer nicht weit vom Ortskern weg möchte, wählt eines der Lokale vorne am See zwischen Hafen und der Piazza centreale. Nichts vom Feinsten, aber von alles etwas. Il Pirata Via Della Beach 3, 01010, Marta. Bestes Lokal etwas außerhalb von Marta in Richtung Montefiascone; direkt am See und gute Fischkarte. T 0039 (0)761 871515. www.ilpirataristorante.it. Ebenfalls zu empfehlen: das Sant’Egidio, das Ristorante La Pineta, das Ristorante La Giralsola und das Agriturimso Kornos auf dem gleichnamigen Campinglatz.