Nur wenige Minuten von Marta entfernt in nördlicher Richtung erreicht man Capodimonte, mit ca. 1 800 Einwohnern einer der kleineren Orte rund um den Bolsenasee. Prächtig liegt die Festung Rocca Farnese auf dem Felsen der vorgelagerten Halbinsel, die den Ort zumindest optisch an die erste Stelle setzt. Am besten parkt man unten am Hafen, um einen Bummel durch den Ort zu starten; gemütlich ist das Hafencafé für einen zweiten Espresso?
Leicht bergan durchstreift man die Hauptstraße des Ortes mit den üblichen Geschäften; die mittelalterlich wirkenden Häuser gefallen sofort und der Aufstieg in den höher gelegenen Ortsteil kann beginnen. Die Signori höheren Alters sitzen an der Piazza … und halten ihr Schwätzchen, Katzen laufen einem an jeder Straßenecke über den Weg. Schon bald erscheinen die massiven Grundmauern der Festung, steil darüber befindet sich die Burg, die insgesamt einen ‚verbastelten Eindruck‘ hinterlässt (die Epochen lassen grüßen).
Die Fensterläden sind teilweise geöffnet, Blumenkästen verzieren die Vorsprünge. Zunächst führt der Weg rechts zu einem Aussichtspunkt, den man bei guter Sicht nicht auslassen sollte. Erste Infotafeln mit kurzen Beschreibungen erscheinen, per QR-Code können bei bestehender Datenverbindung weitere Infos in zwei Sprachen aufs Smartphone oder Tablet geladen werden. Der ganze Ort und jede Sehenswürdigkeit ist mit diesen Infotafel versehen; sehr löblich.
Der Zugang zur Festung ist noch von der Pfarrkirche Sante Maria Assunta versperrt, hat man diese umrundet, kommt der steinerne Steg in den Blick. Leider sind auch Schilder mit der Aufschrift ‚Propriéta privata‘ zu erkennen, was soviel heißt, als dass die Burg in Privatbesitz ist. Der Zugang zu Teilen des Bauwerks ist nach vorheriger Anmeldung an wenigen Tagen im Jahr möglich, aber wer macht das schon!?!
Nach Aussagen von Passanten seien sogar ein oder zwei Wohnungen als B&B zu mieten. Schön ist auch der Festung vorgelagerte Piazza Rocca mit weiteren edlen Häusern und einem Brunnen. Zurück in den unteren Ortsteil führt ein Weg an der nördlichen Piazza. Durch einen kleinen Torbogen erscheint ein weiterer Aussichtspunkt und im weiteren Verlauf ein paar schöne kleine Häuschen. Schnell ist man wieder unten; ohne einen Blick auf den Glockenturm zu werfen, der unterhalb der Festung gebaut wurde, sollte man Capodimonte allerdings nicht verlassen.
Die Rocca Farnese
Leider nicht zugänglich zeigt sich die im 14. Jahrhundert auf den Überresten einer älteren Wehranlage achteckig und später im 16. Jahrhundert vom Hofarchitekten der Farnese – Antonio da Sangallo – erbaute Festung. DIe früher errichteten Arkadengänge wurden zu Zwecken des Raumgewinns leider zugemauert, der Innenhof leicht verändert. Zu besichtigen nur als Gast der Ferienwohnung, die unter www.welcometotuscia.com angefagt werden kann. Von dort kann man auch den schönsten Ausblick auf die Stadt und den See genießen. Zurück am Hafen bietet sich ein kleiner Schiffsausflug um die Isola Bisentina, um die Isola Martana oder nach Marta an. Im Sommer verkehrt das kleine Schiffchen regelmäßig, im Frühling bis in den Juni hinein allerdings nur ebei einer Mindestteilnehmerzahl von 15 Passagieren; eine Fahrt kommt de facto nie zustande, außer eine ganze Reisegruppe oder mehrere Menschen schließen sich zusammen. INFO | Fahrten in der Regel und saisonunabhängig um 11 Uhr und um 15.30 Uhr.
Die Isola Bisentina
Die größere der beiden Inseln ist leider in Privatbesitz und deshalb nur an wenigen Tagen im Jahr, dann meist im Rahmen von Sonderveranstaltungen zu besuchen. Die Insel zeigt eine ähnliche geschichtliche Entwicklung wie ihre kleine Schwester die Isola Martana: einst von den Etruskern, später von den Römern besiedelt, diente sie lange Zeit als Rückzugsort für die Seebewohner im Kriegsfall und war zeitweise Zentrum geistlicher Aktivität. Auf der Insel gibt es aktuell noch sieben Kirchen oder Kapellen, die über die ganze Insel verteilt sind. Höchster Punkt der 17 ha großen Insel ist der Monte Tabor mit 56 m über dem See und 361 m über dem Meer; von dem widerrechtlichen Betreten der Insel muss dringend abgeraten werden, die Verbotsschilder sprechen eine deutliche Sprache.
Hinter dem Hafen steht das Museum der Schifffahrt mit interessanten geschichtlichen Erkenntnissen und zahlreichen Exponaten. Highlight der Ausstellung ist der Einbaum aus etruskischer Zeit. INFO | Museo della Navigazione nelle Acque Interne Viale Regina Margherita. Capodimonte. Öffnungszeiten Do 15-18, Fr 8.30-13.30 15-18, Sa 8.30-13.30 15-18, So 8.30-13.30. Im Anschluss beginnt der kilometerlange Strand von Capodimonte, sehr gepflegt und mit schöner Liegewiese versehen. Alle 2oo Meter taucht ein attraktives Strandlokal auf, wo im Sommer Unmengen von Gästen ihre Urlaub oder ihr Wochenende verbringen; auch Campingplätze gibt es hier.
Den Abschluss des Strandbereichs bildet eine kleine Halbinsel mit einer archäologischen Ausgrabungsstätte. Rund um den Monte Bisenzo wurden einst einige interessante Ausgrabungen gemacht; das ursprünglich besiedelte Gebiet umfasste ca. 100 ha und wurde anfangs von Etruskern, später von Römern bewohnt. Nach zahlreichen Zerstörungen machte eine Malariaepidemie den Siedlungsort endgültig unbewohnbar. Der Zugang heute ist durch Priatbesitz erschwert und nur über den Strand oder einen schmalen Pfad zwischen zwei Grundstücken (GPS 42°34’17.1″, N 11°52’12.7″ E) möglich. Richtig zu sehen gibt es dort allerdings nicht, nur der vergitterte Zugang zu einer Höhle und einige Mauerreste.
Unterkünfte
Die Suche nach einer Unterkunft in Capodimonte gestaltet sich nicht einfach, da eine größere Auswahl fehlt. Unter www.fewo-direkt.de gibt es ein schönes Haus unterhalb der Burg mit tollem Blick auf Ort und See. Agriturismo Olmo Bello Loc Olmo Bello snc, 01010 Capodimonte. Im höher gelegenen Ortsteil in grüner Umgebung. Es gibt drei gut ausgestattete Wohnungen. www.olmobellocapodimonte.it T + 39 328 3212684.
Essen und Trinken
La Rocca Via Annibal Caro, 37, 01010 Capodimonte. Bestes Lokal in Capodimonte. +39 0761 871883. Pepe nero Via Regina Margherita, 40, 01010 Capodimonte. Wegen der Lage am See und der guten Fischgerichte sehr beliebtes Ristorante. www.pepeneroristorante.eu. T +39 (0)761 871 909. Gutes Essen (und auch Unterkünfte) bekommt man auch im Agriturismo Bisenzio Strada Provinciale Verentana 60. 01010 Capodimonte. T +39 (0)761 872365. www.agriturismobisenzio.it.