Auch wenn die Etrusker zweifelsfrei zu den großen antiken Völkern zählen, ist über diesen Volksstamm vergleichsweise wenig bekannt. Die Etrusker lebten zwischen dem 8. Jahrhundert v. Chr. und dem 1. Jahrhundert v. Chr. in Mittelitalien, in der antiken Landschaft Etrurien. Das weiträumige Gebiet schloss die Toskana, Teile Umbriens und die nördlichen Regionen des Latium ein.
Die Herkunft der Etrusker ist weitgehend ungeklärt. Grabfunde in der jüngeren Vergangenheit haben die These untermauert, wonach die Etrusker von Kleinasien nach Etrurien einwanderten. Dies geschah im 13. Jahrhundert v. Chr. und unter ihrem Führer Tyrrhenos. Dieser wird gemeinhin als Stammvater der Etrusker betrachtet. Der griechische Dichter Herodot berichtet in diesem Zusammenhang von einer großen Hungersnot, die über Kleinasien hereinbrach. Das Volk der Lyder war am schwersten davon betroffen. So teilte König Atys seine Untertanen auf und übergab das Kommando über die nach Italien auswandernden Menschen an seinen Sohn Tyrrhenos. Mit Schiffen erreichten die Etrusker die Toskana, welche damals von Umbrern besiedelt war. In der neuen Heimat angekommen, begannen die Etrusker mit der Gründung von Städten, welche nach ihrem Führer Tyrrhener genannt wurden. Als Blütezeit der Etrusker kann das 7. bis 5. Jahrhundert v. Chr. angesehen werden. Der Völkerstamm war zu dieser Zeit die vorherrschende Seemacht im Tyrrhenischen Meer. Das kulturelle Erbe der Etrusker in Etrurien besteht vornehmlich in ihrer Grabkultur. Erste Grabfunde lassen sich auf das 9. Jahrhundert v. Chr. datieren. Dabei handelt es sich um Steinurnen, welche in Erdvertiefungen gefunden wurden. Diese Funde zeugen davon, dass die Etrusker ihre Toten anfänglich mittels Feuerbestattung beerdigten. Ein Jahrhundert später ist das Fossagrab überliefert. Hier wurde der ganze Leichnam bestattet und das Grab mit einer Platte verschlossen. Auf den Grabbeigaben befinden sich kunstvolle Reliefs und kurze Textphrasen, deren Bedeutung aber bis heute nicht eindeutig entschlüsselt ist. Ihre Seeherrschaft über das Tyrrhenische Meer festigten die Etrusker von den neu gegründeten Städten im südlichen Etrurien aus. Um 600 v. Chr. hatten sich die Etrusker mit den Karthagern verbündet und bauten ihre Macht auf den westlichen Mittelmeerraum aus. Die von den Etruskern gegründeten Ansiedlungen waren im Zwölfstädtebund organisiert. Dieser lose Bund besaß weniger Struktur und politische Ordnung, sondern war vornehmlich religiös ausgerichtet. Als religiöser Mittelpunkt wurde Fanum Voltumnae, unweit von Orvieto gelegen betrachtet. Die Etrusker beherrschten nicht nur Etrurien, sondern übernahmen auch in Rom die Macht. Einen Zentralstaat bildeten die Etrusker nicht. Über die einzelnen Städte regierten die „lucumo“ genannten Könige. Über die inneren Verhältnisse in diesen Städten ist nur wenig bekannt. Es kann davon ausgegangen werden, dass die Etrusker sich vieles von den Römern abgeschaut haben. Angenommen wird weiterhin, dass die Bewohner stark von Adel abhängig waren. Bemerkenswert für die damalige Zeit und Kultur war die gehobene Stellung der Frau.
Die Zentren der etruskischen Kultur sind hauptsächlich im südlichen Etrurien zu suchen. Dazu zählten Pupluna, als Zentrum der Eisenerzverhüttung der Insel Elba oder Caere, wo die nahen Tolfaberge zum Kupfer- oder Eisenabbau genutzt wurden. Weiter nördlich waren mit Arezzo, Chiusi oder Cortona weitere Zentren entstanden. Die Menschen lebten von der Keramikherstellung oder betrieben Landwirtschaft. Kulturell gesehen orientierten sich die Etrusker vorrangig an der griechischen Kultur, auch wenn die verschiedensten militärischen Auseinandersetzungen zwischen beiden Völkern nicht ausblieben. Die Etrusker können auch auf eigene Errungenschaften verweisen und verstanden sich im Anbau von Wein und Oliven oder in der Pferdezucht. In den Städten gab es Kanalisation und Wasserversorgung. Von den technischen und architektonischen Kenntnissen der Etrusker ließen sich die Römer beeinflussen und vieles wurde in die eigene Kultur übernommen. Der Aufstieg Roms führte schließlich zum Untergang der Etrusker. So wurde Veji 396 v. Chr. dem Erdboden gleich gemacht und Caere gelangte 353 v. Chr. unter römische Herrschaft. Nachdem sich Tarquinia mit Rom in langen Auseinandersetzungen befand, wurde 351 v. Chr. auf einen Waffenstillstand eingegangen. Einzelne Städte Etruriens fochten mit Rom die Samnitenkriege aus. Im 3. Samnitenkrieg (298 bis 290 v Chr.) fiel das verbliebene Gebiet Etruriens unter den Machtbereich der Römer. Die Etrusker waren von den langen Machtkämpfen geschwächt und verarmt. Erst im 1. Jahrhundert v. Chr. wurde den Etruskern das römische Bürgerrecht zuerkannt.
Die Spuren der Etrusker lassen sich anhand antiker Überlieferungen vielerorts in Etrurien finden. Eine Annäherung an das Volk wird durch die Tatsache erschwert, dass sich die Schrift der Etrusker kaum entziffern lässt und den Forschern bis heute Rätsel aufgibt. Die Sprache des Volkes starb im 2. Jahrhundert nach Christus gänzlich aus und lässt sich auch mit keiner anderen heute geläufigen Sprache vergleichen. Einen Einblick in das Leben der Etrusker liefern Reliefs und Gemälde in den zahlreichen in Etrurien erhalten gebliebenen Nekropolen. Dort sind Familienszenen ebenso dargestellt wie der Fisch- und Vogelfang oder Theaterspiele und Gladiatorenkämpfe. Eine besondere Bedeutung kommt in der etruskischen Kultur dem Orakelwesen zu. Die „haruspices“ genannten Zeichendeuter sagten die Zukunft nach bestimmten Vorzeichen voraus. Diese Etruskische Disziplin wurde später von den Römern übernommen und zielte darauf ab, den Willen der Götter zu erkennen und ihm zu entsprechen. Dies geschah meist durch die Auslegung des Vogelfluges oder der Blitze. Auch die Eingeweide wurden dazu herangezogen. Besonders üblich war dabei die Leberschau. Da sich die Etrusker häufig an der griechischen Kultur orientierten, übernahmen sie auch deren Schrift. Dennoch können schriftliche Überlieferungen zwar gelesen, aber kaum verstanden werden, da es keine Kenntnisse über die Sprache der Etrusker gibt. Bei den Gräbern handelt es sich beinahe um die einzig erhaltenen Spuren etruskischen Lebens. Es konnten etwa 6.000 etruskische Grabanlagen gefunden werden. Etwa 150 davon enthalten besonders aussagekräftige Wandmalereien. Von Vorteil für das Überleben der etruskischen Kultur war die Übernahme verschiedener Eigenschaften der Etrusker durch die Römer. Übernommen wurden zum Beispiel das Zahlensystem, das Ämterwesen oder architektonische Eigenheiten, die sich zum Beispiel in den in Siena, Viterbo oder Talamone anzutreffenden Profanbauten widerspiegeln. Ein Großteil der erhaltenen Kunstgegenstände der Etrusker stammt aus den Nekropolen in Vetulonia, Populonia, Cerveteri oder Norchia.
Die reichen Erzvorkommen Etruriens haben die Etrusker reich gemacht. Sie handelten mit dem Bodenschatz und unterhielten mit Phöniziern und Griechen Handelsbeziehungen. Über die Häfen Etruriens wurden Metalle und Schmiedearbeiten aus Bronze verschifft. Von den Griechen eingeführt wurden Wein oder Keramik. Die Etrusker waren geschickt und kreativ und griffen viele künstlerische Einflüsse auf, um sie zu vervollkommnen. So sind beachtliche Kunstwerke entstanden. Dazu zählen eindrucksvolle Bronzestatuen wie „Schatten des Abend“. Die Statue eines nackten Mannes kann in Volterra im Etruskischen Museum besichtigt werden. Um den Spuren der Etrusker zu folgen, bieten sich in Etrurien viele Stätten der Annäherung. Das bekannteste Museum Italiens, welches sich mit der Geschichte und Kultur der Etrusker befasst, befindet sich allerdings in Rom. Bereits in den Anfängen des 20. Jahrhundert bezog das Nationale Museum für etruskische Kultur in der Villa Giulia Quartier. Hier findet sich eine eindrucksvolle Sammlung vom der etruskischen Kultur zuzurechnenden Antiquitäten aus dem südliche Etrurien, dem Latium und Umbrien. Als bedeutendes Exponat gilt ein imposantes Begräbnismonument aus Terrakotta, welches Braut und Bräutigam abbildet.
In Etrurien lassen sich vielerorts Spuren der Etrusker finden. Die mächtigen Hügelgräber der Nekropole von Cerveteri verdeutlichen den hohen Stellenwert des Totenkultes für das antike Volk. In Velcha sind ebenfalls beeindruckende Gräber aus etruskischer Zeit zu finden. Besondere Beachtung verdient hier der Tomba Francois. Das Familiengrab weist eindrucksvolle Wandmalereien auf. Tarquinia wird als Mittelpunkt der etruskischen Kultur in Etrurien angesehen. Kunstvolle Wandmalereien schmücken die Monterozzi-Nekropole. Bedeutende Kunstwerke sind im Museum des Palazzo Vitelleschi der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Vielfältige Spuren der Etrusker sind auch rund um den Bolsenasee erhalten geblieben. Noch heute können die Tuffsteinwege begangen werden, welche von den Etruskern vor 2.500 Jahren rund um Sovana gegraben wurden. Das malerische Örtchen Sovana besitzt einen sehenswerten Archäologiepark. Auch im hoch auf einem Felsen gelegenen Pitigliano scheinen die Spuren der Etrusker vielerorts lebendig geblieben zu sein. Die Auseinandersetzung mit der Kultur dieses faszinierenden Volkes gibt uns noch viele Rätsel auf und ist daher auch noch nicht abgeschlossen, denn von diversen Ausgrabungen in Etrurien erhofft man sich weitere Erkenntnisse, um das Geheimnis der Etrusker weiter lüften zu können.